Im Yoga verbinden wir Atem mit Bewegung, auch machen wir Übungen zur Atemwahrnehmung und Lenkung. Diese Übungen führen uns hin zu einem größeren Atemvolumen, einem bewussteren Atem und weg von der oberflächlichen Stressatmung. „Jeder Mensch kann Yoga üben, solange er atmen kann“, sagt der Yogalehrer T. Krishnamacharya.
„Jeder Mensch kann Yoga üben, solange er atmen kann.“
Mit dem ersten Atemzug beginnt das Leben und mit dem letzten Atemzug endet das Leben. Unser Atem begleitet uns vom ersten bis zum letzten Tag. Jedes Gefühl spiegelt sich im Atem wider. Wenn wir traurig sind, atmen wir flach, erschrecken wir uns, stockt der Atem. Sind wir erleichtert, stoßen wir einen langen Seufzer aus. Sind wir fröhlich und lachen, atmen wir stoßweise aus.
Der Sauerstoff, den wir einatmen, versorgt jede unserer Zellen mit Lebensenergie. Verbrauchte Luft atmen wir aus. Unsere Lungen sind somit ein wichtiges Reinigungsorgan unseres Körpers. Wir atmen rund 26.000-mal am Tag - nur leider durch Stress, Verspannungen und eine schlechte Körperhaltung oft zu flach. Wir erhalten zu wenig Sauerstoff, sind übermüdet und erschöpft.
Doch so wie der Atem unser Wohlbefinden ausdrückt, so können wir auch unser Wohlbefinden über Atemübungen steuern. Im Yoga nennen wir diese Atempraxis pranayama. prana bedeutet Lebensenergie oder Lebenskraft, yama wird als Kontrolle oder Verhaltensregel übersetzt. Der indische Gelehrte Patanjali beschreibt in seinen Yoga-Sutras, wie unsere Yoga-Praxis aufgebaut sein sollte, damit wir mehr und mehr Ruhe erfahren. Ein elementarer Bestandteil der achtgliedrigen Praxis ist pranayama, denn es führt die körperliche und die geistige Yoga-Praxis zusammen.
Zu Beginn des Yoga-Wegs beobachten wir zunächst unseren Atem bewusst und nehmen unsere Atemräume wahr. Nach und nach lernen wir, über den Atem unser Wohlbefinden zu verbessern und zu einer tiefen und ruhigen Atmung zurückzufinden. Wir vergrößern unser Atemvolumen und versorgen uns zunehmend mit mehr Lebenskraft – unsere Energien können wieder fließen. Bereits nach kurzer Zeit fühlen wir uns durch die Atempraxis entspannter, aktiver und ausgeglichener. Und was gibt es für ein schöneres Gefühl, als tief durchatmen zu können?
©2019, Alexandra Gomez. Alle Rechte vorbehalten.